Über zerstückelte Weltbilder und Seelenchaos (4)
Ein Kennzeichen der modernen Gesellschaft ist – Streit. Ständig hauen wir uns Argumente und Standpunkte um die Ohren, und vergessen dabei die Grundannahmen abzugleichen, die still im Hintergrund stehen. Konsens ist so nicht möglich. Lasst uns also über Weltbilder reden!
Die Psychologie unterscheidet eine ganze Reihe von Weltbildern, z.B. das demokratische, religiöse oder fundamentalistische. Wie bei so vielen Begriffen, die durch unser Leben schwirren, wird nach meiner Meinung auch Weltbild nicht sachgerecht verwendet. Ich behaupte: der normale Mensch hat gar kein Bild von der Welt, sondern nur eine recht chaotische Sammlung von unbewusst verinnerlichten Grundannahmen. Darum ging es bereits bei Wie objektiv ist Wissenschaft?.
Für ein Welt-Bild, das diesen Namen verdient, ist nötig:
- sich der einzelnen Annahmen bewusst zu werden,
- und zu versuchen, sie zu einem in sich stimmigen Bild zu fügen.
Dabei würde wohl fast jeder schnell merken, dass viele dieser Annahmen zueinander im Widerspruch stehen!
Widersprüche aufdecken
Viele vertreten z.B. die Auffassung: „Verlass dich auf andere, und du bist verlassen“, oder „im Leben kriegst du nichts geschenkt“. Die gleichen Leute suchen aber nach bedingungsloser, schenkender Liebe mit einem Partner, auf den sie sich möglichst blind verlassen können. Ziemlich widersprüchlich, oder?
Von Politikern etwa erwarten wir ein moralisch einwandfreies Leben, und empören uns, wenn sie den Dienstwagen für Privatfahrten mißbrauchen. Mit uns selbst sind wir in der Regel aber nicht so streng, denn „man muss ja sehen, wo man bleibt“.
Noch schizophrener wird es allerdings, wenn es um Glauben geht.
Dieselben, die Sonntags inbrünstig Gott um Beistand bitten, lassen diese spirituelle Dimension im Alltag völlig außer Acht. Da wenden wir als Lehrer, Ärzte oder Gärtner unbekümmert die in der Schule gelernten materialistischen Konzepte an. Seele gibt es für Ärzte ja nicht, und ein Kind wird vor allem als Gehirn gesehen, das man füllen und richtig verdrahten muss.
Auch in der Wirtschaft kommt der Mensch als moralisch strebendes Wesen mit Verantwortung vor der Schöpfung nicht vor, sondern nur als Humane Reource und Produktiv-Kapital. Raum für Gewissen? Fehlanzeige
Weltbildarbeit
Alle Beiträge, die Ihr hier finden werdet, dienen letztlich der Aufdeckung und Heilung solcher Widersprüche – denn eines ist klar: sie vergiften unser Denken und Fühlen! Wir tragen einen Wahrheitssinn in uns, und der nimmt solche unversöhnten Widersprüche durchaus war.
Die Folge ist innere Zerrissenheit.
Es ist nicht möglich, sich auf der einen Seite eine menschlichere Welt zu wünschen, und auf der anderen überzeugt zu sein, dass wir vom Affen abstammen (lies auch hier). Konsequent wäre, sich dann auch wie ein Tier zu benehmen und jede Moral über Bord zu werfen. Dann lieber offen nach dem „du musst ein Schwein sein in dieser Welt“-Prinzip leben, oder eben konsequent in allem nach Menschenwürde zu streben.
Wer sich als Kommunist sieht, sollte sich klar sein, dass dieses Denkgebäude die Verachtung und Zerstörung alles Individualistischen zum Fundament hat. Das individuelle Denken soll dort ausgerottet werden, und deshalb findet man in kommunistischen Systemen diesen Hass gegenüber Intellektuellen, Priestern, Lehrern etc.. Auch der Kapitalismus gründet auf bestimmten Grundannahmen, der Rationalismus, Humanismus etc. Aber dazu mehr an anderer Stelle.
Fazit: jede Theorie geht – meist stillschweigend – von bestimmten Axiomen oder Grundüberzeugungen auf.
Schlucken wir z.B. Darwinismus, dann automatisch auch sein menschen- und geistleugnendes Weltbild. Wer seelisch-geistig gesund bleiben oder werden möchte, kommt an Weltbild-Arbeit nicht vorbei.
Weiter zu: Darwinismus und die Aufgabe der Menschenwürde (5. Beitrag aus „Grundlagen“)