Die Epidemie der Geisterstädte
Serie „Augenöffner“ (Teil 14)
Riesige menschenleere Städte in China, der Mongolei und Afrika! Für wen wurden sie in Rekordzeit gebaut?
Diese Artikelserie baut inhaltlich aufeinander auf, deshalb lies am besten von Anfang an.
Platz für eine halbe Milliarde Seelen
Im Zuge meiner Recherchen zu menschenleeren Städten um 1850 stieß ich auf das Phänomen der Geisterstädte in China – weitgehend oder völlig unbewohnte Megacities für Millionen Menschen im Nirgendwo. Ich wusste zwar, dass es in China jede Menge große Pyramiden gibt (Archäologische Entdeckungen im Reich der Mitte), die niemand erforschen darf, aber ansonsten hatte ich keine Ahnung, was man in diesem Teil der Welt so treibt.
In atemberaubender Geschwindigkeit schießen dort gigantische Städte mit Wohnraum für jeweils Millionen Menschen aus dem Boden, in denen aber niemand wohnt.
Haben wir es mit einer klassischen Immobilienblase zu tun, wenn auch mit monströsen Ausmaßen? Das denke ich nicht, denn hier wird man vergeblich auf Gewinn spekulieren, weil es weder eine verkehrstechnische Anbindung ans Umland noch Arbeitsplätze gibt. Da kann man vielleicht wohnen, aber nicht leben.
Noch verrückter wird es, dass die aus Asien bekannte Markenpiraterie nun überall Kopien von europäischen oder amerikanischen Städten aus dem Boden treibt – ebenfalls weitgehend unbewohnt! Was ist nur los mit den Chinesen?
Grandios, verrückt, gespenstisch
Ich habe nachfolgend Material zusammengestellt, das die Ausmaße dieses Bauwahns verdeutlicht. Die Betonung liegt hierbei auf Wahn, denn mit normalen, nachvollziehbaren menschlichen Maßstäben hat das hier nichts mehr zu tun. Man fühlt sich wie in einem (Alp-) Traum.
Mein Tipp: betrachte alles mal im Kontext der bisherigen Artikel, z.B. über die menschenleeren Städte, oder diese (angebliche) Explosion von Bevölkerung und Städten im letzten.
Wieder einmal fehlen die Menschen im Bild, so als ob diese Städte für sich selbst existierten und eine Art Eigenleben führten. Mehr dazu in späteren Artikeln.
Zum Einstieg hier ein deutsches Video von „Conrebbi“, dessen nüchterne Art ich sehr schätze. Er spricht auch die ökonomische Sinnhaftigkeit an.
Hier zur Geisterstadt “ Ordos“, ebenfalls auf deutsch.
Hier nähere Einblicke von einem Privatbesuch.
Die Welt vor meiner Haustüre
Klein-Paris! Ein bizarrer Mix, wie der Sprecher so treffend anmerkt.
Auch Quebec haben sie nachgebaut, wie dieser Beitrag beschreibt.
Natürlich darf auch ein Dorf aus Österreich nicht fehlen!
Oder der Tower of London, gleich in doppelter Ausführung, mit einer riesigen Stadt im Hintergrund. Mehr Infos hier.
Weitere Replica-Cities listet dieser Artikel auf, oder dieser mit Bildern von Mini-Manhattan, Klein-Venedig etc.
In einer Stadt im Binhai New District hat man sogar eine gigantische Bibliothek gebaut, mit einer Sphäre in der Mitte, siehe Video (Newly-opened library in China’s Tianjin)!
Und es hört nicht auf…
Weil ihnen bestimmt langweilig war, haben die Chinesen ( wahrscheinlich in der Mittagspause) gleich noch eine Stadt aus Eis gebaut.
Und als kleine Fingerübung entstand dann noch die 55 Kilometer lange Hong Kong–Zhuhai–Macau-Bridge.
Ist das alles nicht fern jeder Vernunft? Auch in der Türkei grassiert übrigens die „leere Häuser“-Pest.
Die Kasachen waren ebenfalls rührig, und setzten etliche Städte ins Nirgendwo, z.B. Astana, auf die ich später noch zurückkommen werde.
Es ist bekannt, dass Chinesen viel in Afrika investieren, aber ich dachte immer, um wieder Geld zu verdienen. Warum bauen sie dann aber in Angola eine bisher menschenleere Stadt für 1 Million Seelen, mit Schulen etc.? Erwarten sie baldigen Besuch?
Eine Frage zum Schluss und zur Überleitung: was soll das alles? In was für einer bizarren Welt leben wir eigentlich, wo so offensichtlich am Bedarf vorbei gehandelt wird, und Abermilliarden in sinnlose Städte fließen, während die halbe Menschheit in Armut und furchtbarem Elend lebt?
Hat die Menschheit völlig den Verstand verloren?
Genau das glaube ich, und zwar mit zunehmender Geschwindigkeit seit 1413. Mehr dazu im nächsten Beitrag.
weiter zum 1. Teil der Analyse „Mudflood, Deutsche Geschichte und die Flüchtlingskrise“