Mudflood, Deutsche Geschichte und die Flüchtlingskrise
Warum wir wahre Geschichte brauchen, um wahre Deutsche zu werden / Teil 1 der Analyse zu den „Augenöffnern“
Nachfolgende Gedanken sind eine Art Prolog zur großen Analyse der Augenöffner-Serie im nächsten Post. Sie sollen der Einstimmung dienen, und eine Grundlage für gemeinsames Denken und Diskutieren geben, wozu ich jeden herzlich einlade.
Wie sich nämlich herausstellte, ist diese mudflood, oder was immer die ehemaligen Erdgeschosse zu Kellern machte, mehr als eine Kuriosität für Hobbyforscher. Was auch immer hier geschehen sein mag, und wann, es geht uns auch heute an – insbesondere uns Deutsche. Warum, möchte ich hier erklären und zur Diskussion stellen.
Die Basis diese Artikels ist die Augenöffner-Serie, bis zu einem gewissen Grad kann er aber für sich stehen und verstanden werden.
Worauf gründen wir Identität?
Wie oft in Krimis erweist sich ein scheinbar belangloses Indiz plötzlich als Spur in eine ganz neue Richtung, und zwar wenn unvermutet Zusammenhänge auftauchen. In diesem Fall wob sich der Versuch, die Entstehung der falschen Keller zeitlich einzuordnen (was mir bisher nicht gelang), mit den Gesellschaftsbetrachtungen zusammen, die ich in meinem neuen Buch anstelle.
Darin geht es u.a. um Identität, und wie realistisch es ist, diese (immer noch) aus einer Volkszugehörigkeit abzuleiten.
Bereits vorhandene Zweifel wurden durch die Entdeckung verstärkt, in welchem Ausmaß Waisenkinder im 19. Jahrhundert umgesiedelt wurden, siehe hier. Wer sich also für einen „waschechten“ Italiener, Spanier oder Russen hält, könnte demnach ganz andere Vorfahren haben, als er glaubt! So erhalten die Orphans-Trains plötzlich unerwartete Relevanz.
Ähnlich ist es mit der zweiten Möglichkeit zur Identitätsbildung, den (künstlich geschaffenen!) Nationalismen. Da identifiziert man sich ja mit „unseren“ Denkmälern, Schlachten, Helden oder Bauwerken, und natürlich entsprechenden Daten, die einen kontinuierlichen Zeitenstrom ergeben. Wenn es hier aber Lücken gibt, und mehr Fragezeichen als Gewissheiten, was der Fall ist (siehe Landkarten von USA etc.), was bleibt dann von dieser Identität?
Wie neu ist das Neue Rathaus?
Nur als kleine Dreingabe zu den zahllosen Beispielen aus der Augenöffner-Serie, die ich als bekannt voraussetze, hier ein paar Jahreszahlen zum Neuen Rathaus in Leipzig. Offiziell wurde es zwischen 1898 und 1905 gebaut. 1899 soll es dort so ausgesehen haben:
Warum gibt es dann aber Postkarten inklusive Poststempel, auf denen es schon 1900 fix und fertig dasteht? Und 1902, 1903 und 1904. Sieh selbst.
Manch einer wird jetzt vielleicht mit den Achseln zucken, um das Unbehagen einfach abzuschütteln. Aber gerade daran können wir etwas Wichtiges bemerken: wir halten uns an der Exaktheit solcher Zahlen innerlich fest, und die Vorstellung macht Angst, sie könnten nicht stimmen! Das geht mir ganz genauso. Der 1. WK ging von 1914-1918, und nicht bis 1917, Punkt. Oder doch nicht?
Was auch immer die Erklärung für den Zahlensalat ist: wenn es sich nicht sicher im Strom der Zeit und der Ereignisse einordnen lässt, dann ist dies nicht „unser“ Rathaus, das „wir“ (Leipziger, Deutsche…?) erbaut haben.
Wie identitätsbildend solche „Zeugen der Vergangenheit“ sind oder besser sein sollen, wird schon an den vielen niedlichen Geschichtlein deutlich, die darum gerankt werden, wie dass „unser“ guter, tapferer Herr Gördeler darin als Bürgermeister wirkte, der so heroisch gegen „die“ bösen Nazis kämpfte. Ein echter Sohn „unserer“ Stadt. Ach wirklich?
Heidnische Götzen in christlichen Landen
Abgesehen davon, dass auch das Neue Rathaus diese tiefen Fenster hat, wie die Deutsche Bank gegenüber (ich hatte hier darüber berichtet): wie lassen sich denn all die Fratzen mit unserem modernen, aufgeklärten (?) Selbstverständnis vereinbaren, mit denen die Fassade übersät ist? Hier nur eines von zahllosen Beispielen:
Und was haben diese heidnischen (bocksbeinigen und gehörnten!) Fabelwesen an einem Ort verloren, an dem Stadtväter des 20. Jhdts. zur Beratung zusammenkommen?
Das wusste auch der Touristenführer nicht zu sagen. Ja, das weiß man nicht mehr, was all das sollte. Nach 100 Jahren? Wollt ihr mich veräppeln?
Wir müssen uns also eingestehen, dass wir nicht wissen, wie „die“ getickt haben, „unsere“ Leipziger vor 100 Jahren, nicht wahr?
In Wirklichkeit gibt es keine innere, intime Verbindung zu ihnen und ihrem Denken, was die Unterteilung in Stilepochen (wie Historismus oder Klassizismus) immer suggeriert. Was wir haben, ist ein monströses Bauwerk mit falschen Kellern, wo zig verschiedene Stilelemente bunt durcheinandergewürfelt sind, z.B. der Renaissance-, Barock- & Jugendstil plus griechisch, römisch und… Ja, wie soll man eigentlich nennen, was gegenüber zu sehen ist?
Ich finde, das würde sich auf einer mittelamerikanischen Pyramide gut machen, wo Azteken Menschen opfern, oder? Dieser vampirartige Drachen- oder Fledermausdämon (sind das Schuppen darüber?) ziert aber das Gebäude, in dem die Deutsche Bank „residiert“. Wie war das noch mit Gott Mammon, dem Menschen zum Frass vorgeworfen werden? Das ist bei Banken ja ganz ähnlich, die sich die zwangsversteigerten Häuschen ihrer dann ruinierten „Kunden“ regelmäßig schmecken lassen.
Kommen wir den wahren Erbauern dieser Gebäude – bzw. ihrer Geistesart – vielleicht näher, indem wir die Fratzen nicht um- und wegdeuten, sondern einfach als das nehmen, was sie darstellen?
Ich habe mir bereits in diesem Beitrag über den sogenannten Deutschen Reichstag und die Kapitole erlaubt, sie nach ihrer psychologischen Wirkung auf den Betrachter zu beurteilen. Mein starker Eindruck war, dass sie zu unserem modernen, demokratischen Selbstverständnis nicht passen, sich folglich die Frage stellt, ob tatsächlich „wir“ sie gebaut haben.
Halten wir fest, was sich zumindest mir als Konsequenz aus all diesen Merkwürdigkeiten ergab: weder können wir über unsere genetische Abkunft von „waschechten“ Deutschen richtig sicher sein, noch uns sicher im äußeren Strom der Geschichte verorten und verankern. Mit Berufung auf Aussprüche wie „Mein Leipzig lob ich mir“ mag man den Eindruck von Vertrautheit und Verbindung erwecken, doch wie ich auf der Seite „leipziger-recherchen“ lesen konnte (jetzt offline), hat sich Goethe nie so geäußert – im Gegenteil!
Was wir wirklich sind, sind Leute in irgendwelchen Städten zu einem Zeitpunkt XY. Abstammung oder Geschichte taugen ehrlicherweise nicht mehr zur inneren Standortbestimmung.
Unwahres zu denken schwächt die Seele
Nun ist es aber so, dass ohne sicheres Wissen um die eigene Herkunft, also den Stand im Lauf der persönlichen oder menschheitlichen Geschichte, keine stabile Identität möglich ist.
Das zeigt u.a. die Erschütterung, die jene empfinden, die als Erwachsene erfahren, dass ihre „Eltern“ sie nur adoptiert haben. Ähnlich erging es mir, als ich erfuhr, dass Millionen Deutsche wohlgemerkt nach dem 2. WK brutal hingemetzelt wurden oder man sie einfach verrecken ließ, z.B. in den berüchtigten Rheinwiesenlagern.
Irgendwie hatte ich immer schon geahnt, dass weder mein geliebter Großvater noch alle seiner Generation die ausgemachten Monster waren, als die sie uns vorgeführt wurden. Das Leben ist kein Hollywood-Streifen, wo es nur Gute oder Böse gibt.
Solche Enthüllungen bewirkten ebenfalls, dass ich die subtilen Wirkungen der angeblichen Erbschuld bemerkte, die man uns immer noch anhängen möchte. Bewusst hatte ich mir diesen Schuh zwar nie angezogen, unterbewusst aber durchaus. Tief drinnnen empfand ich Scham, und die wirkt sich natürlich auf das Selbstbewusstsein aus.
Warum das so ist, wird verständlich, wenn man um die geistigen Wirkungen von Lügen weiß: sie schädigen (traumatisieren) die Seele!
Mal angenommen, diese Gründerzeit gab es nie, und die Jahreszahlen und Geschichten stimmen einfach nicht, dann denken wir jedesmal eine Lüge, wenn dieser Begriff in uns auftaucht (oder bei „wir schaffen das“). Der Seele ist egal, was das Tagesbewusstsein glaubt; sie erkennt die Lüge und erkrankt an ihr.
Ist so vielleicht die auffällige innere Haltlosigkeit vieler Menschen erklärbar, und das begierige Aufgreifen von Scheinidentitäten, wie sie Mode- oder Automarken bieten, Sportclubs oder Spielewelten? Kommt daher die Anfälligkeit, dem Konsumrausch und anderen Süchten zu verfallen, die Unsicherheit vieler, Lebensangst und auch Aggressivität? Ich denke schon.
Lügen als Beherrschungsinstrument
Menschen brauchen Geschichte, und zwar die wahre, um psychisch stabil im Leben stehen zu können. Wer das versteht, wundert sich nicht, warum die Mächtigen ständig und so offensichtlich lügen. Sie rechnen damit, dass sich die meisten nicht energisch von der Lüge distanzieren, zumindest innerlich, und so nach und nach gelähmt werden. Alles recht einfache Psychologie, die zum Handswerkzeug der Meinungsmacher gehört.
Das erklärt vieleicht auch, warum die absolut lächerlichen Versionen in den Geschichtsbüchern bis heute nicht korrigiert wurden, wie und von wem z.B. die Pyramiden gebaut wurden. Ich hatte bereits hier darüber geschrieben. Die Mächtigen, denen ja auch die (Schulbuch-) Verlage gehören, haben an Wahrheit einfach kein Interesse.
Verstehst Du, werte Leserin und Leser, warum wir uns mit Geschichte beschäftigen sollten, z.B. der Gründerzeit?
Ich wiederhole: wo Unwahrheiten in uns leben, vor allem wenn sie unbewusst bleiben, kann sich kein gesundes, stabiles Selbstbewusstsein entwickeln. Gerade dieses hätten wir Deutschen derzeit aber so dringend nötig, wo all die „Fremden“ kommen. Es ist richtig, dass uns eine Islamisierung droht, doch das ist nur die halbe Wahrheit. Dass wir dem nichts entgegenzusetzen haben, ist der andere Teil. Wer sind wir Deutschen, und wofür stehen wir ein? Diese Fragen drängen nach einer Antwort und Position, die ohne sicheren inneren Stand und echte Wurzeln aber nur lau ausfallen können.
Um unserer Zukunft willen, ja, zur Rettung christlicher Lebenskultur, brauchen wir Antworten darauf, wer wir sind.
Wer bin „Ich“?
Was ist ein Deutscher? Was macht uns aus, Dich oder mich? Und warum sollte man Frauen eigentlich nicht steinigen oder unmündig unter die männliche Knute zwingen, wie viele unserer Gäste meinen? (Alle Europäer sollten sich das fragen!).
Könntest Du das formulieren und entsprechend argumentieren? Das gehört ja zu unserer Kultur, dass ausgesprochen werden muss, was zugunsten des Angeklagten vorzubringen ist. Da muss ein Plädoyer mit möglichst überzeugenden Argumenten gehalten werden, also Gedanken, aus denen dann irgendwann Begriffe und Gepflogenheiten wie „Menschenrechte“ werden.
Wie will man hier aber Position beziehen, wenn gleichzeitig die Geschlechter abgeschafft werden (Stichwort Genderisierung), weil sie angeblich nur Erfindungen sind? Überall herrschen heillose Verwirrung und Unklarheit. In welcher Kulturströmung stehen wir denn, und fühlen uns so fest darin verankert, dass wir wie Luther die Beine in den Boden stemmen können? Wer sind wir, und woher kommen wir?
Was sind unsere physischen, seelischen und geistigen Wurzeln, und vor allem: worauf können wir Zusammengehörigkeit und -halt gründen?
Das vom Büro für Nationalismus, wie ich es mal nennen möchte, geschaffene Bild des Deutschen ist mehr als fragwürdig. Doch selbst wenn „unsere“ Helden und Geschichte wirklich unsere wären, hat diese Art des Selbstbildes ein riesen Problem: Nationalismus fusst auf Ab- und Ausgrenzung (wir sind anders als die), und bereitet so den Boden für Feindschaft und Hass, der sich in 2 Weltkriegen und zahllosen Genoziden ja hinreichend entlud. Dies war übrigens ein weltweites Problem, kein spezifisch deutsches! Nationalismusbüros gibt es ja auch in allen anderen Ländern.
Was also ist zu tun für die Erlangung einer echten Identität, die uns erlaubt, ruhig und sicher im Leben zu stehen und mit anderen Kulturen in Dialog zu gehen? Und uns auch notfalls gegen deren Ansinnen zu behaupten, ruhig wohlgemerkt, aber entschieden?
Der Bruch in der Geschichte
An äußeren Dingen, so behaupte ich, wie Helden oder Monumenten, können wir Identität gar nicht mehr festmachen. Das wurde mir an den falschen Kellern klar.
Das war noch möglich bis etwa 1600, wo Wissen vom Vater auf den Sohn überging und die Mütter Hüterinnen des Brauchtums und Sprachschatzes waren (deshalb nennt man sie Muttersprache). Da machte es noch Sinn, sinnierend vor der Ahnengalerie früherer Stadtväter zu stehen, wie im Leipziger Rathaus, und sich als Fortsetzer dieser Reihe zu begreifen. Da war es noch eine Wirklichkeit, doch dann verlor das Rathaus ein Stockwerk. Ich erinnere an die Bilder aus diesem Artikel:
Ich habe es übrigens nochmal überprüft, und fand an den Häusern 20 Meter hinter dem A. Rathaus ca. 7 Meter tiefe Kellerschächte.
Irgendwann zwischen 1600 und 1840 ereignete sich etwas Gravierendes, das in den Geschichtsbüchern nicht verzeichnet ist. Sprichwörtlich wurde die alte Zeit begraben, und ruht nun vergessen viele Meter unter unseren Füßen. Aber mehr und mehr kommt das gerade ans Licht, wie hier in Moskau.
Wie mir scheint, erfolgte ein (dramatischer) Bruch, der sich auch im Inneren der Menschen vollzog und uns von unseren Wurzeln abschnitt.
Bestimmt klingt es ungewöhnlich bis absurd, einen derart direkten Zusammenhang zwischen einer Stadt und ihren Bewohnern oder Erbauern herzustellen. Man mag sich ja mit den Häusern und Gassen psychisch verbinden, und sie lieben oder hassen, aber sonst?
Ich habe aber gute Gründe anzunehmen, dass es intime und sehr lebendige Verbindungen zwischen Stadt und Leuten gibt.
Man muss ja nur mal bewusst hinhören, wie wir selbst heute noch über Städte reden, als wären sie lebendig; sie atmen ja, pulsieren, schrumpfen, explodieren, siechen dahin etc. In der Analyse im nächsten Post werde ich ausführlicher darauf eingehen.
Lass uns als Arbeitshypothese einfach mal annehmen, dass Städte eine Biographie und Seele haben wie wir auch, die an die unsere irgendwie gekoppelt ist. Bekommen wir einen Knacks weg, dann auch die Stadt. Und dieser Knacks oder Bruch wird eben nicht nur in der psychischen Verfassung der Menschen sichtbar, sondern eben auch im Stadtbild (Stichwort mudflood).
Zurück zu uns: vor 400 Jahren entsprach es noch einer Realität, wenn sich jemand als Leipziger oder Heidelberger bezeichnete, oder noch früher als Merowinger oder Kind aus dem Hause des Jakob. Heute ist es eine Illusion / Unwahrheit, weil die innere Kontinuität verschwunden ist, zerbrochen, und versunken wie die Städte selbst.
Die falschen Keller, so der Zwischenstand, haben also höchstwahrscheinlich sehr viel mit uns und unserem (schwachen) Selbstverständnis zu tun. Steigen wir tiefer ein.
Das Erbe der Dichter und Denker
Bevor ich auf das mudflood-Phänomen stieß, und im Anblick der großen Fenster in 2-4 Metern Tiefe vor Unglauben fast aus den Latschen kippte, hatte ich mich bereits mit der deutschen Vergangenheit zurück bis etwa 1800 beschäftigt. Anlass war die Entdeckung, dass uns Deutschen zu Unrecht die alleinige Schuld am ersten Weltkrieg angelastet wird (siehe Vortrag unten), und wohl auch mit dem zweiten vieles anders war, als heute gelehrt wird. Anfänglich ging es mir rein um gewissermaßen unpersönliche Wahrheitsfindung, dann aber – im Zuge der Flüchtlingskrise – zunehmend um Selbstfindung.
Wer sind wir Deutschen, und wer bin ich als Teil dieses „Volkes“?
Warum hacken eigentlich immer alle auf „uns“ rum, und versuchen, uns den Schwarzen Peter zuzuschieben? Und was haben wir an uns, dass man uns umerziehen will (und auch tat), wovon die amerikanischen Tonangeber schon weit vor dem 2. WK träumten und dafür plädierten? Wikipedia stellt das aus der „geschah ihnen doch recht“-Perspektive dar, dieser Artikel aus einer weniger von Selbsthass geprägten.
Sind wir einfach schlecht, wir Deutschen, oder stehen wir vielleicht irgendwem im Wege? So dass man uns das Hirn verdrehen muss, wenn schon das Braten nicht vollendet werden konnte, Stichwort Höllensturm durch Bombardierung? Stimmt es, was z.B. Axel Burkart über „die spirituellen Hintergründe der Weltpolitik und die Mission der Deutschen“ ausführt, oder besser den deutschen Geist und seine Streiter?
Ist es an der Zeit, dass die Nachfahren der Dichter und Denker ihr Erbe antreten, und sich den „Deutschland verrecke“-Rufen und Verleumdungen energisch entgegenstellen? Also nicht Hitler rehabilitieren, sondern die ursprüngliche Kultur und Lebensart im (einst) christlichen Abendland?
Ich habe keine Zweifel, dass dies das Gebot der Stunde ist.
Deshalb habe ich auch das Projekt „Deutscher Geist“ mit entsprechend klaren Worten ins Leben gerufen, siehe hier:
Der Kampf um die Freiheit
Der von Rudolf Steiner gebrachten neuen Art der Geschichtsbetrachtung verdanken wir die Möglichkeit, mit anderen Augen z.B. auf den Nationalsozialismus zu blicken – nicht von außen, wie üblich, sondern von innen. Es heißt ja immer, äußere Umstände würden die Gedanken, Gefühle und schließlich Handlungen von Menschen formen.
Ich gehe von Mitgebrachtem aus, mit der Frage: was bewegt die Menschenseelen, die sich hier inkarnieren? Warum kommen wir her, Du, ich und wir alle, und was wollen wir erreichen? Betrachtet man Geschichte aus dieser Warte, also unter Voraussetzung eines vorgeburtlichen Lebens und Reinkarnation, dann wird schnell ein Motiv deutlich, dem die Ereignisse in unseren Landen seit geraumer Zeit folgen.
Dieses ist die Befreiung des Denkens von obrigkeitlicher Bevormundung.
Also die Macht der Deutungshoheit weltlicher und religiöser Institutionen zu brechen, um selbst denken und zur erkannten Wahrheit stehen zu können wie Luther zu Wittenberg. Nimmt man dies als wirksames Motiv hinter den geschichtlichen Ereignissen, erscheinen deutsche (!) Dichter und Denker wie Goethe, Lessing, Herder, Schiller und viele andere in einem neuen Licht. Allen ging es nämlich mehr oder weniger deutlich um die Befreiung des Individuums, also den Einzelnen in jeder Hinsicht auf die eigenen Beine zu stellen.
Mündiger Mensch statt höriger Untertan!
Dies ist etwas unerhört Neues in der Geschichte der Menschheit, die damit gewissermaßen aus ihrer Pubertät trat. Wie Kinder aus ihrem tiefsten Inneren und eigenem Antrieb plötzlich gegen ihre Eltern aufbegehren, die sie kurz davor kritiklos liebten, so tat es auch die Menschheit – mit den Mitteleuropäern als Vorreiter.
Kosmisches Familiendrama
Mag er auch manchmal sehr irdisch mit Fäusten und Waffen ausgetragen werden, so haben wir es doch in erster Linie mit einem geistigen Kampf zu tun, gleichermaßen gegen irdische wie geistig-spirituelle Mächte. Was die herkömmliche Geschichtsschreibung nicht berücksichtigt oder weiß, ist, dass bedeutsame Umbrüche wie z.B. das Sesshaftwerden von Menschen nicht einfach so kamen, sondern inspiriert waren. In diesem Wörtchen steckt der „spiritus“, der Geist, und Geister sind es, die uns entsprechende Gedanken eingeben. Die Kirche kennt sie als die neun Engelchöre.
Um die geistige Welt ging es u.a. in diesem Artikel.
Machen wir uns klar, dass nur die wenigsten Gedanken unsere eigenen sind. Bei den meisten sprechen oder denken andere Wesen in uns, wohlgesonnene und feindlich gesinnte. Letztlich bilden sie aber ein Team, dessen Anliegen von Beginn an war, aus den Menschenkindern freie Wesen zu machen. Dafür braucht es auch Widerstände, weil man ohne keine Kraft entwickeln kann. Zur Rolle und Aufgabe des Bösen empfehle ich diesen Beitrag.
Hinter den Kulissen des sichtbaren Seins, wo die Wissenschaft nur Quanten und Quark(s) vermutet, spielt sich eine ganze Menge ab; eine Art kosmisches Familiendrama nämlich, wo sich sehr vieles nur um uns und unsere Entwicklung dreht. Oder warum sonst kümmert sich ein Schutzengel ein ganzes Leben lang um einen? Hat er nichts Besseres zu tun? Vielleicht nicht.
Im Wissen um dieses Drama wird jedenfalls verständlich, was um 1800 geschah und warum.
Wie auf ein geheimes Zeichen begehrten da weltweit Menschen gegen Monarchien auf, also gegen autoritäre Beherrschung / Bevormundung. Schon seltsam, nicht wahr?
Das Imperium schlägt zurück
Nach Jahrhunderten wurde erkämpft, dass das Volk selbst die Herrschaft ausüben darf (alle Macht geht vom Volke aus). Doch der Triumph währte nicht lange, denn nach wichtigen Etappensiegen, z.B. der Begründung des Deutschen Bundes 1815, schlugen die alten Kräfte zurück. Das war voraussehbar und in der Ordnung der Dinge, aber dennoch tragisch. Die freiheitlichen Bewegungen, wie sie z.B. in der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche in Erscheinung traten, unterlagen schlussendlich.
Anachronistischer, auf absolutem Gehorsam gründender und damit individualitätsfeindlicher (preussischer) Militarismus siegte und zertrat die Freiheitskeime. Das Deutsche (Groß-) Reich etablierte sich, und war von Anfang an ein Unding.
Warum war das anachronistisch, also nicht mehr zeitgemäß? Zur Erläuterung dieser ungewohnt klingenden Aussage möchte ich hierzu eine extra Wissensperle einflechten.
Laut Rudolf Steiner folgte die Entwicklung der Menschheit nicht dem Zufall, wie die Anhänger der Evolutionstheorie glauben, sondern einem Plan, der sich in jeweils 2160 Jahre dauernde Entwicklungszyklen gliedert. Analog zur individuellen Biographie hatte auch die Menschheit eine Kindheit, Pubertät usw., und diese unter einem jeweils anderen Motto stehenden Abschnitte nennt man in der Anthroposophie Kulturepochen. Ich kann sehr empfehlen, sich mit ihnen zu beschäftigen, weil sich dadurch vieles erklärt, was sonst rätselhaft bleiben muss.
Von Ägypten über Rom nach Chartres
Für die bewusstseinsmäßig noch kindliche Menschheit war es richtig, autoritär geführt zu werden, z.B. von ägyptischen Gottkönigen (das waren sie wirklich!). Nicht ohne Grund fühlt man sich vor den Pyramiden und gewaltigen Tempelanlagen, z.B. in Luxor, wie ein Zwerg.
Darin drückt sich (u.a.) das damals herrschende Selbstverständnis der Menschen und ihr inneres Verhältnis zur Macht aus. Man empfand sich als Kind im Schoß der Götter und der (damals noch weisen) Machthaber. Der griechische Tempel tritt da schon ganz anders auf, irgendwie bescheidener, und erst recht die Kathedralen. Da standen die Menschen nicht mehr als Ameisen vor dem Tempel und Göttlichen, sondern mitten im Allerheiligsten mit Tendenz zur Augenhöhe.
Wie Rudolf Steiner so schön ausführte, sind Kathedralen eigentlich keine Gotteshäuser, also Wohnungen für Götter wie einst; sie machen nur Sinn mit und durch die Menschen, die darin sich einfindende und spirituell zum Himmel streckende Gemeinschaft.
Dieses gereifte Verhältnis zu den göttlichen Schöpfermächten kam in den Bauwerken zum Ausdruck, und wurde von diesen gleichzeitig befördert.
Nun duckte man sich nicht länger, wie noch in der Romanik, sondern stand aufrecht und selbstbewusst – als freier Mensch und Bürger.
Von freien Bürgern und Cäsaren
Dieser war die Frucht eines langen Weges des Erwachsenwerdens, und betrat im alten Griechenland und noch mehr in Rom die Weltbühne. Der Einzelne wurde damals Träger von individuellen Rechten und Pflichten, und verantwortete sich weniger dem Souverän, sondern immer mehr der Gemeinschaft. Das war eine ungeheure Neuerung, und ähnlich bedeutsam, wie wenn Papa den Sprößling ans Steuer lässt.
Nun ist es aber so, dass das Alte nie sofort verschwindet, nur weil das Neue kommt. Der Sohn muss den Vater nämlich überwinden, um, wie schon gesagt, daran Kraft zu entwickeln. Bei Eltern ist das ja ähnlich, die das Besserwissen nur schwer lassen können. Aus diesem Motiv traten in Rom plötzlich die Cäsaren auf – also Personen, die gottgleichen Status und Macht verlangten, obwohl sie keine Weisen oder Eingeweihten (mehr) waren. Man denke nur an Nero oder gar Caligula.
Weil sie ihr Ansinnen aber durchsetzen konnten, entstanden erneut Kolossalbauten wie in Ägypten, z.B. das Kolosseum. Diese waren der Zeit jedoch nicht mehr angemessen, weil sie Ausdruck selbstherrlich-egoistischer Überhöhung waren!
Was man selten bedenkt ist die Wirkung solcher Gebäude, die nicht nur oberflächlich psychisch ist, sondern tief ins Seelengefüge eingreift. Der eigentlich bereits freie römische Bürger wurde darin wieder zum Teil einer Masse, aber nicht im Sinne einer fröhlichen, artigen Kinderschar wie in Ägypten, sondern der eines Pöbels. Diese Gebäude bewirkten Verpöbelung, könnte man sagen.
Wo sich zur Eigenverantwortlichkeit fähige Menschen zu Herdentieren degradieren (lassen), entsteht ein blinder Mob. Das ist übrigens ein Hauptgrund, ganz nebenbei gesagt, warum heute so fleißig in den Massensport und Stadien investiert wird! Ein Mob ist so herrlich beherrschbar durch einfachsten Appell an niederste Instinkte.
Gründerzeit: vom freundlichen Gesicht zur Fratze
Spätestens mit dem Zusammenbruch des römischen Imperiums war diese Entgleisung auf dem Weg zur Mündigkeit aber ausgestanden. Aus dem Großreich entwickelten sich in Mitteleuropa dann all die kleinen Fürstentümer, wo individuelles Menschsein gedeihen und blühen konnte.
Zunehmend schwand die Macht der Monarchie, und ging – der Kulturepoche angemessen – immer mehr auf den Einzelnen über.
Grundrechte wurden verbrieft wie in der Magna Charta, und auch die Rechtsprechung änderte sich. Wo früher von oben herab abgeurteilt wurde, rechteten die Menschen nun zunehmend miteinander, im Geiste christlicher Nächstenliebe und in der Bemühung um Verständnis der gegnerischen Position. Entsprechend waren die Städte gestaltet, menschlich und beschaulich. Die Gemälde im nachfolgendem Video veranschaulichen gut, was ich meine.
Dann rückte das Jahr 1815 heran, wo der Deutsche Bund geschlossen wurde, und erneut erhob altes Cäsarentum sein unzeitgemäßes Haupt – sprich altes Denken und Fühlen. Bitte betrachte unter diesem neuen Blickwinkel noch einmal den Reichstag, und vergleiche ihn dann mit dem Vorgängerbau.
Ist „monströs“ nicht der erste Eindruck, der sich einem aufdrängt? Und „was ist denn da passiert?“
Welche Version passt besser zu individuellem Miteinander auf Augenhöhe? Und wird hinter diesen kolossalen (römischen) Säulen gerechtet, oder eher gestraft und abgeurteilt, was meinst Du? Hier hat sich ein dramatischer Kulissenwechsel vollzogen, wie auch in Leipzig. Wo heute das übermächtige Bundesverwaltungsgericht thront (ehemals Reichsgericht), breitete sich vorher eine kaum noch vorstellbare Idylle aus:
Sie musste wohl dem „Fortschritt“ weichen. Ähnlich in Berlin, das um 1900 diesen Anblick zeigt.
Da wird einem doch gleich richtig warm ums Herz, oder? Und überall schimmert altes Cäsarentum durch, kalter Macht- und Größenwahn. Hier passt der Spruch, dass Bilder mehr als tausend Worte sagen. Diese eigentümliche Verwandlung einst beschaulicher Städte in megalomane Steinwüsten werden wir im nächsten Artikel noch eingehender untersuchen und erfühlen.
„Der“ Deutsche und die BRD
Bevor wir wieder den Bogen zur mudflood schlagen, kehren wir nochmal zur Frage nach der Identität zurück, z.B. als sogenannter Deutscher. Ich bitte zu beachten, dass es vor dem 1871 gegründeten Deutschen Reich nur ein rund vierhundert Jahre währendes heiliges römisches Reich deutscher Nation gab, als relativ losen Bund unterschiedlichster Fürstentümer und Völker, wie Sachsen, Hessen usw. Diese wurden vom Deutschen Reich geschluckt, und der Typus des Deutschen geprägt. Dabei handelt es sich zunächst einmal um einen Verwaltungsbegriff, der nur den Anschein erweckt, als spiegele er eine historisch gewachsene Realität wieder.
Schnitt und Sprung in die Gegenwart.
Ein wichtiger Baustein meiner Erkenntnisreise war ein Video über die Rechtmäßigkeit des Gebildes namens BRD. Mit Erstaunen nahm ich zur Kenntnis, dass es sehr begründete Zweifel gibt, ob wir staatsrechtlich gesehen wirklich in einem souveränen Staat mit eigener Verfassung leben, oder nicht eher in einer Art großem Kriegsgefangenenlager. Der 2. große Krieg war zu Ende, und die Allierten richteten eine Verwaltung ein, die für Ordnung im von ihnen besetzten Gebiet sorgen sollte. Ursprünglich drei Zonen wurden 1948 schließlich zu einem vereinigten Wirtschaftsgebiet zusammengeführt, und deren Rechtsnachfolgerin ist die BRD (Link).
Eines Wirtschaftsgebietes wohlgemerkt, und nicht eines Staates oder einer Nation!
Bis man sich entschieden haben würde, wie man mit den Besiegten verfahren will, mussten die Kriegsgefangenen ernährt, gekleidet und (um-) gebildet werden. Das zu besorgen war die Aufgabe der Leiter des Lagers namens Wirtschaftsgebiet, das später in BRD umbenannt wurde.
Auch die Lagerleiter legten sich neue Bezeichnungen zu, nämlich Bundeskanzler, Minister etc., und taten so, als hätten sie hoheitliche Befugnis. Haben sie aber nicht, denn welche Hoheit, Fürst oder Souverän hat ihnen diese übertragen? Wie es scheint, ist das heutige Deutschland weder souverän noch ein Staat, doch will ich mich gar nicht auf spitzfindige Rechtsdebatten einlassen. Mir geht es nämlich um etwas ganz anderes, und zwar:
- was ist eigentlich eine Verfassung?
- und in welchem Verhältnis stehen die Menschen zu ihr?
Wer sind meine (Lands-) Leute?
Eine Zeitlang beschäftigte mich das Thema der „richtigen Staatsangehörigkeit“. Was macht mich eigentlich zu einem richtigen, einem echten Bürger, z.B. im Unterschied zu einem Staatenlosen? Wenn die BRD kein Staat ist, muss ich mich dann zum Deutschen Reich bekennen, zur Weimarer Verfassung oder…?
Wer bescheinigt mir denn nun (Stichwort „Gelber Schein„), was ich bin?
Dabei rumorte der Ausspruch eines der „Väter“ unseres Grundgesetzes (wie Carlo Schmid) in mir, dass erst an dem Tag Recht und Ordnung einziehen würde, an dem sich die deutschen Völker in Freiheit eine neue Verfassung geben würden. Wir? Uns? Also nicht eine Behörde?
Unwillkürlich sah ich meine Familie, Freunde und Bekannten vor dem geistigen Auge, die gemeinsam beschließen, nach welchen Rechtsgrundsätzen sie künftig miteinander leben wollen. Eine wahrlich ungewohnte Vorstellung, das unter uns auszumachen, aber sie führte zur großen Wende in meinem Denken.
Mich hat nie jemand gefragt, ob ich die vorgefundene Rechtsordnung gutheiße oder überhaupt kenne. Erst beim Regelverstoß wird einem (schmerzlich) klar, dass es sie gibt. Das sind im Grunde Überbleibsel aus den Tagen vor 1815, wo jeder im Grunde Eigentum des Königs war – es sei denn, dieser verlieh einem Privilegien. Dann war man ein Freier oder Edler, aber immer noch dem Souverän untergeordnet und verpflichtet. Wie müsste das aber heute aussehen, wo alle Macht (angeblich) vom Volke ausgeht?
Da ist jeder ein Souverän und sein eigener Herr, nicht wahr? Und niemandem verpflichtet außer seinem (hoffentlich vorhandenen) Gewissen.
Da kann man in freier Entscheidung Bündnisse eingehen, wie z.B. Leute, die eine GmbH gründen. Für viele mag das eine bloße Formalie sein, aber im Grunde tut man etwas sehr Bedeutsames: man gibt anderen sein Jawort, wie Eheleute.
Bei der eigenen Ehre verpflichtet man sich, auf diese oder jene Weise miteinander leben zu wollen. Hinter so einem Vertrag steht eine Vision, nämlich wie das Zusammenleben sein soll, und wie nicht. Welchen Zustand des Miteinanders strebt man an, welchen Charakter soll es haben – oder mit einem alten Wort: welche Verfasstheit?
Wo sich Menschen zusammentun, steht immer eine Vision der Art des Miteinanders im Hintergrund, und die vereinbarten Rechte und Pflichten beschreiben eigentlich nur den Weg, wie man es herstellt. Ich bitte das mal in Ruhe zu überdenken!
Des Glückes Unterpfand
Auch Unternehmen geben sich heutzutage ja eine Identität, CI genannt. Da werden Leitlinien und Werte definiert, also ein Geist oder „spirit“ zu neudeutsch, dem sich alle verpflichten und in ihm handeln sollen. Ja, fordern und wünschen kann man viel, wenn der Tag lang ist, aber worauf werden in der Praxis die Teams eingeschworen? Woraus schöpfen sie ihren Zusammenhalt? Aus „wir gegen die Konkurrenz“, richtig?
Was aber besingen wir in „unserer“ Nationalhymne? Das Glück, nicht wahr? Denn: „Einigkeit und Recht und Freiheit sind des Glückes Unterpfand“. Um Glück geht es, um nichts anderes. Dieses kann aber nur blühen, wenn sich diese drei Ideale richtig entfalten (was nur in der Sozialen Dreigliederung möglich ist, siehe hier – Video Axel Burkart).
Und jetzt der Punkt, auf den ich hinauswollte: was ist das Entscheidende bei der Begründung eines Bundes?
Dass jemand die Vision teilt, und willens wie fähig ist, das dafür Nötige zu tun? Oder seine Abstammung, Hautfarbe oder Religion?
Sollten sich die deutschen Völker tatsächlich einmal eine eigene Verfassung geben können und wollen, dann stehen sie vor der historisch einmaligen Schicksalsfrage, wem jeder sein Jawort gibt. Denen, die laut Pass Landsleute sind, oder allen, die gewillt wie fähig sind, eine bestimmte gemeinsame Vision zu verwirklichen?
Können wir davon ausgehen, nur weil jemand den gleichen Pass hat oder Deutsch spricht, dass dies meine Leute sind? Nein! Was bei dieser neuen Art der Verfassungsgebung alleine zählt, ist, wes Geistes Kind jemand ist, also die innere Beschaffenheit eines Menschen! Diese lässt sich nicht (mehr) aus Äußerlichkeiten ableiten.
Gerade wir Verschwörungsforscher wissen ja nur zu gut, wie schnell man von den eigenen Landsleuten ausgegrenzt wird, nur weil man vom Mainstream abweicht. Wie schnell wird da der „deutsche“ Kumpel und Fußballkamerad zum erbitterten Gegner, Abstammung hin oder her.
Da ist zügig Schluss mit Gemeinsamkeit und Zusammenhalt, nicht wahr, aber genau darum geht es bei einer (modernen) Verfassung oder Verfasstheit.
Die Sache mit dem Schweinebraten
Mit Bedacht formulierte ich weiter oben, dass „der Deutsche“ in erster Linie eine Verwaltungsgröße war.
Dieses „der“ ist sehr tückisch, weil es etwas suggeriert, was seit spätestens 1600 im Aussterben begriffen ist: seelische Gleichartigkeit auf Grund gleichen Blutes. „Wie der Vater, so der Sohn“ hieß es früher, und einst stimmte das auch. Wie einer dachte oder fühlte kam aus der Art seines Blutes, und deshalb waren die Söhne ihren Väter noch so ähnlich. Heute aber bestimmt das Individuelle die Geistesart, das Ich in einem Menschen, und das wird auch äußerlich sichtbar.
Das Blut, nach Goethe ein ganz besonderer Saft, bestimmte früher, wie jemand aussah (blond) oder welche Vorlieben jemand hatte – z.B. für Schweinebraten. Das war wirklich einmal auf der Ebene der Gene verankert, und nicht nur äußerliche Tradtion. Das kam erst später. Fast wie Tiere erkannte man einander am gleich (Stall-) Geruch, und das stiftete unwillkürlichen Zusammenhalt. Diese Zeiten sind aber vorbei, und deshalb ist die Identitäre Bewegung ein Irrweg.
Ich schätze das Engagement dieser „Landsleute“, aber wie unsere Vorfahren in den 1920ern versuchen sie Gemeinschaft und Zusammenhalt auf Äußerlichkeiten zu begründen, wie Essgewohnheiten (bei „uns“ ist man Schweinebraten), Vorfahren aus dem gleichen Gebiet oder am Ende sogar Haut- und Haarfarbe.
Was aber wirklich zählt, ist die Bereitschaft und Fähigkeit, für bestimmte Werte zu leben und einzustehen – wie die Gleichberechtigung der Frau, Freiheit des Denkens oder um Verständnis bemühte Nächstenliebe. Damit distanziere ich mich von der anderen, der Multikulti-Seite, wo man sich vom Ignorieren oder Leugnen von Unterschieden Heil erhofft. Die erschütternde Erkenntnis, die ich bei der Recherche zum neuen Buch gewann (das „Das Erwachen der Lämmer“ heißen wird), ist diese:
Es gibt kein deutsches Volk mehr, und auch kein französisches, norwegisches oder jüdisches – zumindest nicht im Sinne einer unwillkürlichen Verbundenheit auf Grund äußerer Gemeinsamkeiten.
Es gibt nur noch hochindividualierte Menschenkinder, die sich alle sehr allein und voneinander befremdet fühlen. Sie können nicht mehr zurück in die Herde von einst, sondern nur noch vorwärts: in Wahlverwandschaften.
Zukünftig zählt nur, ob jemand so „tickt“ wie man selbst, sprich des gleichen Geistes Kind ist. Nur über klar fassbare Werte und Maximen können sich Individuen aktiv verbinden und Einigkeit entfalten, aber nicht mehr unter dem Mantel „alter Väter Sitte“. Womit wir den Bogen schlagen zu den falschen Kellern und der Gründerzeit.
Weltbürger brauchen keinen Cäsar
Angeblich hat damals ein Fortschritt stattgefunden, als die Städte „explodierten“, doch tatsächlich haben sich vorher beschauliche Lebenswelten in uniforme, lebensfeindliche Steinwüsten verwandelt. Ob in Budapest, Paris oder Berlin, überall herrscht doch der gleiche „neo-klassizistische“ Stil vor, und werden die Stadtbilder von römischen Tempeln beherrscht.
Was hat das mit Individualität zu tun? An altem Cäsarentum soll ich mein Selbstbild festmachen, an dieser Verhöhnung freien Menschentums, die bis in die Fundamente eine Lüge sind? Und sind sie Zeugen oder Inbegriff des Deutschtums, nur weil „dem deutschen Volke“ auf dem Reichstag steht?
Ich habe ein Jahr in Paris gelebt, und ich möchte diese Zeit nicht missen. Doch ich erlebte diese Stadt durch die Brille romantischer Stelldicheins, und blendete die Rastlosigkeit und den irrwitzigen Verkehr einfach aus. Selbst wenn ich um die falschen Keller gewusst hätte, hätte ich es wohl ignoriert. Das ist in Ordnung, denn typisch für die Jugend träumte ich von schönen Prinzessinnen, tapferen Musketieren – und von Welt! Ich war ja in einer Weltstadt, also irgendwie auch Weltmann! Auch andere taten das vor mir, doch viele Träume zerbrachen in den Eingeweiden dieser Metropolen.
Warum nennt man sie so, Weltstädte, und warum klingt das so verheißungsvoll?
Das hat mit den erwähnten Widersachern zu tun. Sie ließen den Traum vom Weltbürger zu Stein werden. Was als innerliches, seelisch-geistiges Königtum und Souveränität gemeint war, wurde als dessen Karikuatur ins Außen gebracht. Die Paläste wuchsen, aber leider nicht der geistige Horizont der Leute. Emotional-geistig verblieben sie (auch mangels Förderung) im engen Dorfmief von einst, im „so macht das bei uns“.
Der freie, von einengenden Blutsbanden erlöste Mensch, kann sich in alle Kulturen einfühlen, und potentiell überall beheimaten im großen Erdenrund. Das hat er mit seinem Vorläufer, dem römischen Bürger, gemeinsam, nur dass dieser allein das zu seinesgleichen rechnete, was dem Reich durch Eroberung einverleibt worden war. Alles wurde römisch umgestaltet, und na klar konnte man sich in der „Fremde“ dann zuhause fühlen! Sie war ja uniformiert, und damit ihres eigenen Wesens beraubt worden.
Der Weltbürger fühlt sich nicht als Cäsar und Eroberer, sondern als respektvoller Gast. Er trägt das Kinn nicht oben, sondern das Herz am rechten Fleck. Er reduziert sich nicht (mehr) auf Schweinebraten, sondern bricht mit jedem das Brot – nach Maßgabe der individuell richtigen Ernährungsweise. Der Weltbürger braucht auch keine äußeren Tempel mehr, keine Gotteshäuser, weil Gott in ihm wohnt, in seiner Seele, in der er Fremde willkommen heißt und mit ihnen Freundschaft schließt. Er braucht lediglich einladend gestaltete, Menschlichkeit ausstrahlende Versammlungsräume.
Das ist das hoffnungsfrohe Bild, das die „Metropole“ als Vision in uns weckt.
Diese Machtzentren mögen vorgeben, für Weltoffenheit und Freiheit zu stehen. Dass sie diese in Wirklichkeit unterdrücken und bekämpfen kam erst jüngst in meinem schönen Paris so ernüchternd zu Tage, in der ungehemmten, ja hasserfüllten Brutalität, mit der Gesetzeshüter den Gelbwesten Gehorsam einprügeln wollten. Das ist es, wozu uns diese ach so prächtigen Kulissen in Wirklichkeit inspirieren. Je früher sie untergehen, desto besser.
Muss i denn, zum Städtele hinaus!
Mögen die Tiefen, die unter den falschen Kellern lauern, ruhig noch tiefer und für alle Zeit begraben werden. Wir aber ziehen weiter, und errichten anderswo neue, dem Zeit der Geist angemessene Bauten. Freundliche, gastliche Behausungen ohne Machtallüren, weil es niemand mehr nötig hat, andere zu beherrschen.
Zu dieser fundamentalen Einsicht verhalfen mir die tausenden Fotos aus der „Gründerzeit“, und Spaziergänge in Leipzig. Dafür hat sich die Verwirrung und Verunsicherung schon gelohnt, die ich zeitweise empfand. Mehr denn je ist mir egal, wer mir welchen Pass ausstellt, weil ich weiß, wer ich bin: Erbe von Kämpfern für ein freies Menschentum, ein Mensch deutschen Geistes und Streiter für ihn. In dieser Geistesströmung kann ich mich verwurzeln, und wo sie Blüten treibt, bin ich zuhause. Du auch, liebe Leserin und Leser?
Zum Abschluss ein Zitat des großen Rudolf Steiner (aus GA 96, S. 268):
„Alle engeren Blutsbande reißen, alles, was die Menschen in kleinen Blutsgemeinschaften zusammengehalten hat, reißt allmählich. Die kleinen Bruderbünde werden allmählich erweitert zu dem großen Bruderbunde, der alle Menschen auf der Erde umfassen soll, wo jeder Mensch zu jedem Menschen Bruder sagt, wo der Mensch «Mutter und Vater und Bruder und Schwester verläßt». Alles, was das Blut bereitet hatte in einer Art von Gruppen-Ich, in einem Ich, das über das gewöhnliche Ich hinausgeht, das muß von der Erde verschwinden. Und wenn die Erde bereit sein wird, (…) dann wird die Frucht aufgegangen sein, alle Bande werden gesprengt sein und ein einziges großes Band wird die Menschheit umfassen.
Die Aufgabe, den Impuls, die Kraft zu geben, diesen Bruderschaftsbund zu begründen, die stellte sich der Christus Jesus. Daher ist die Mission des Christus Jesus und das Ideal des Christentums ausgedrückt in den Worten: «Wer nicht verläßt Vater, Mutter, Bruder und Schwester, der kann nicht mein Jünger sein.»“
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