Mann, Frau und der Geist der Gruppe
Teil 4 der Analyse zur „Augenöffner-Serie“
Dieser Beitrag knüpft an die 3 Teile der Analyse zur Augenöffner-Serie an und setzt diese zum Verständnis voraus – mindestens aber den letzten Beitrag.
Dort ging es um die zwei gegensätzlichen Menschen, die jeder als Polaritäten in sich trägt: den irdischen und himmlichen Menschen, die ich Himmelssohn und Erdentochter nennen möchte. Im einen wirkt, so die These, das Prinzip des kosmischen Vaters, im anderen das der kosmischen Mutter. Die Verbindung stiftet der dritte Mensch, das wir Christkind nannten. Es kann beide Seiten verstehen und schätzen, und deshalb versöhnen.
Mit diesem Bild im Hintergrund dachte ich über Mann und Frau nach, auch um Klarheit in der Gender- und Homosexualitätsfrage zu gewinnen.
Ausgehend von typischen Unterschieden ergaben sich mir spontan völlig neue, wahrhaft augenöffnende Aspekte – und zwar deshalb, weil ich gleichzeitig globale Fragen bewegte, wie den West-Ost-Konflikt im letzten Beitrag. Erst im Kontext betrachtet erhält vieles Sinn, und deshalb blicken wir zur Einstimmung kurz nach Deutschland am Ende des 2. Weltkrieges.
Vater und Mutter im Streit
1945 trafen besagte zwei politische Mächte in unserem Land aufeinander, jede im Prinzip Repräsentant eines anderen Daseinsprinzip. Im Prinzip deshalb, weil die im Osten und Westen schon damals etablierten Gesellschaftsordnungen, sprich Kommunismus und Kapitalismus, das dahinterstehende Wesen mehr verhüllen als offenbaren. Für mich sind sie der verquere Versuch, eine Gesellschaft ohne echte Mitte aufzubauen, und damit von Grund auf krank.
Jedenfalls stürmten Vater und Mutter, um im Bild zu bleiben, ins Herz Europas und kamen hier Nase an Nase zum Stehen. Das konnte natürlich nicht lange so bleiben, denn jede Seite war der anderen ein Graus und verteufelte sie.
Man kann ja schon stutzig werden ob der platten Pauschalität des Gezankes!
Da warf der solidarisch vereinte Weltarbeiter dem intellektuellen Weltpolizisten und longe ranger vor, dass er so selbstbezogen nach Individualität strebt. Auf beiden Seiten wachte man ja misstrauisch darüber, dass das „falsche“ Gedankengut nicht einströmen und einen „infizieren“ konnte. Die Amerikaner jagten Kommunisten, diese Kapitalisten. Fast wie im Kasperletheater, nur sehr ernst.
Leider war die Soziale Dreigliederung in Deutschland nicht bekannt genug, sonst hätten mehr Leute verstanden, dass hier das Ideal der Freiheit gegen die Brüderlichkeit kämpft.
Weil aus deutschen Landen keine Antwort kam, wie aus dem erstarrten Gegeneinander von Vater und Mutter ein Tanz (um das Christkind) werden könnte, zog sich jede Seite ein Stück zurück und riss dabei einen Teil unseres Landes mit sich. Ein Teil der Deutschen wurde vom Osten vereinnahmt, der andere vom Westen. Die Teilung war tragisch, keine Frage. Doch mittlerweile sehe ich sie nicht mehr nur als Unglück oder Strafe, sondern als dringend benötigte Lebenslektion. Denn wie ich sagte, kann nur der zwei Parteien versöhnen,
- der beide versteht und das Schätzenswerte sieht,
- und sie dann in diesem Sinne einander vorstellt.
Das ist ja die Aufgabe und auch das Vermögen der Deutschen, denn nicht umsonst haben wir so viele gute Diplomaten hervorgebracht. Doch die Dichter und Denker waren ab 1860 vom preussisch-militaristischen Dumpfbackentum unterjocht worden, und so musste das Weltmännische erst wieder aufgeweckt werden. Dafür die Teilung.
So hatten die einen nämlich Gelegenheit, sich mit dem östlichen Prinzip vertraut zu machen, und lernten (wenn auch widerwillig) Russisch; die anderen lernten Englisch und tranken Pepsi. Je ein Teil der inzwischen wiedervereinigten Deutschen kennt nun eine Seite ganz intim, und lernte sie vor allem lieben. Ja lieben, denn die Ossis schwören auf (ehemaligen) Zusammenhalt, und die Wessis auf (ehemalige) Freiheit.
Wieder stehen wir vor der gleichen Aufgabe wie zweimal im 20. Jahrhundert; und wieder drohen wir, die Lektion nicht zu kapieren.
Der Ossi, eine neue Spezies?
Als ich vom Westen in den Osten nach Leipzig zog, war ich überrascht über das Ausmaß der Identifikation mit diesem Damals. Für mich war Ostdeutschland nur die von meinen Großeltern vermisste ehemalige Heimat, und so hatte ich erwartet, einfach aufatmende Landsleute vorzufinden.
Stattdessen traf ich auf eine offenbar ganz eigene Spezies: den „Ossi“, der denen „aus dem Westen“ mit Misstrauen und Abneigung begegnete.
Weil ich wohl kein typischer Wessi war und so nicht vom Feindradar erfasst wurde, konnte ich vielen Gesprächen lauschen, wo sich „Ossis“ unter ihresgleichen wähnten. Wie schön doch der Zusammenhalt war, und dass Frauen dank Pille frei „verkehren“ konnten usw.
An westliche Autos gewöhnt waren Trabis für mich ein rechter Witz, und ich konnte erst nicht glauben, wie man diese Zeugnisse missratener Ingenieurskunst nur so toll finden, ja regelrecht lieben kann. Und so kam mir der Gedanke, dass die Zuneigung vielleicht nicht dem Auto galt, oder Erich Honecker, sondern dem Gemeinschaftserlebnis, das man erfahren durfte. Gerade weil jeder aufpassen musste, was er in der Öffentlichkeit sagte, entstand ja diese besondere Art von Gemeinschaft ohne den intellektuellen Pol.
Politik und Kritik hatten darin nichts verloren, und übrig blieb das rein Menschliche im Sinne des unteren, bedürftigen Menschen.
Weißt Du, wodurch ich als Wessi irgendwann gewisserermaßen enttarnt wurde? Weil ich politische Fragen und Gedankenkonzepte in die Runde warf. Ich hatte das ungeschriebene Gesetz der Schwestern verletzt, wie ich Jahre später begriff, die sich nur und ausschließlich auf das Irdische konzentrieren, wie Leben und Sterben, Kinder kriegen, Erfolge, Niederlagen, Hunger, Durst, Freud und Leid. Eben jene Sphäre, wo es ums Teilen geht, und dafür zu sorgen, dass jeder ohne Ansehen der Person bekommt, was er zum Leben braucht.
Heute rede ich deshalb nicht mehr von Brüderlichkeit, wenn es um Soziale Dreigliederung geht, sondern vom Ideal der Schwesterlichkeit.
Im Osten konnte sie in recht reiner Form erlebt werden, solange man sich nicht mit dem Vater anlegte – vertreten durch die Partei und ihren Führer. Das war bezeichnenderweise in allen sozialistischen Regimen ja ein Mann. Politik war Männersache, der sollte mal (als Diktator) sagen, wo es langgeht. Manche murrten, aber der Masse war es wohl recht.
Im Westen wiederum herrschte das Prinzip des Denkers vor, des ehrgeizigen Forschers und dienstbeflissenen Ordnungshüters. Entsprechend gering war die Stellung der Frau, und um so größer die Verehrung für die Macher und Bosse. „Geh Deinen Weg mein Sohn, und mach was aus Dir“ war das Credo meiner Jugend.
Kollision der Welten
Wäre heute die Wiedervereinigung, würde ich bestimmt versuchen, mich zu Wort zu melden. Ich würde sagen, dass es nicht um die Wahl zwischen Pest und Cholera geht, Kapitalismus und Kommunismus, sondern die Erfahrungen aus der so intimen Begegnung mit je einer Kraft (Vater / Mutter) einzubringen, um daraus die Vision zu entwickeln, wie man sie zum Tanzen bewegt.
Solcher Austausch hätte aber nur fruchtbar werden können, wenn sich jede Seite zunächst einmal aus ihrer Identifikation damit gelöst hätte.
Dieser noch heute schwelende Streit, ja Feindschaft zwischen Ossis und Wessis, ist deshalb so unselig, weil die Trennung schon wieder nicht geheilt wird. Wieder wird aus These und Antithese nicht die Synthese gebildet, was aber einfach gelänge, begriffe sich nur jeder als Deutscher, als Christmensch deutschen Geistes.
Dieser steht über den Parteien, und versteht sie nicht nur, sondern kann sie nachempfinden.
Der Ostdeutsche weiß, wie das Vaterprinzip des Westens aus Sicht der Mutter aussehen muss, also wie fremd der Himmelssohn auf die Erdentochter wirkt. Und weil er das verstehen kann, ist er berufen, sie dem Vater auf eine Weise näherzubringen, die diesen rührt. Der sehnt sich ja nach der Mutter, findet sie aber eben oft zutiefst befremdlich und keinen Zugang.
Wenn der Ossi dem Westler nahebringen will, wie wichtig und schön Gemeinschaft ist, dann gelingt dies nur, wenn er die Welt aus den Augen des Vaters zu sehen vermag. Dieser hat ja die (typisch männliche) Angst, vom Weib mit Haut und Haar verschlungen zu werden; aber er hat nichts gegen ein paar Blümchen im Hause einzuwenden. Er sehnt sich ja nach Leben und Schönheit, aber es braucht Zeit, sie reinzulassen – bis langsam aus Ahnung Gewissheit wird, dass beide Kräfte zusammengehören.
Nur dann ist es gut, wenn Gesetz und Schönheit miteinander den frohen Reigen tanzen, doch das ist eine hohe Kunst, die wir später vertiefen werden.
Vor jedem Tanz kommt ja die Vorstellung, da geht man aufeinander zu, nimmt den anderen wahr, und in seiner Besonderheit in Augenschein. Das wollen wir jetzt tun, mit einem Auszug aus meinen Buch Das Erwachen der Lämmer.
Das ist ja mal wieder typisch!
Dass es auf körperlicher Ebene typische Unterschiede zwischen Mann und Frau gibt, bis hinein in die Genetik und den Hormonhaushalt, ist unumstritten. Doch gibt es sie auch in Bezug auf die Art zu denken und zu fühlen, und nehmen wir diese Eigenarten aneinander wahr? Aber sicher doch, wie das spontane Lachen in unzähligen Kabaretts beweist. Wie lange braucht eine Frau in der Regel zum Schuhkauf? Das kann schon eine Weile dauern, nicht wahr?
„Ach wie hübsch die sind, und die auch, und guck mal die in Rot!“ Das kann sich hinziehen, sehr zum Leidwesen der männlichen Begleiter, die ihren Schuhkauf zügig erledigen.
Ein Mann hat in der Regel klare Vorstellungen über Aussehen, Zweck und Preis: schwarz müssen sie sein, bürotauglich, robust und dürfen maximal 100 Euro kosten. Schnell trifft er seine Wahl, entweder die oder die. Frauen hingegen reagieren gefühlsmäßig auf Farben und Formen, und deshalb leben sie in einer bunten Welt der Möglichkeiten. Deshalb fällt es ihnen auch so schwer, sich zu entscheiden.
Für sie zählt das sowohl-als-auch-Prinzip, nicht die Entscheidung, sondern die Möglichkeit. Männer lieben klare Prinzipien, Regeln und Struktur, die Frauen aber oft als zu eng erscheinen, zu einseitig und engstirnig. „Ach komm schon“, sagt sie, „jetzt sei doch nicht so streng“, wenn er den Regelverstoß des Sprösslings unnachgiebig ahnden möchte. In der Übersicht sieht das wie folgt aus:
Frau | Mann |
Sowohl – als auch | Entweder – oder |
Auflösung | Struktur |
Synthese | Analyse |
Bunte Vielfalt | Strenge & Nüchternheit |
Lebensnah | Abstrakt & Lebensfern |
Natürlich gibt es auch hier Überschneidungen und Mischformen, aber wir können festhalten, dass sich die Art des Denkens und Fühlens bei Mann und Frau polar gegenüberstehen.
Ein weiteres Beispiel ist das Gesprächsverhalten: Frauen haben es gerne lebendig, wenn es menschelt und gefühlsmäßig viel passiert. Darüber können sie dann stundenlang ratschen, mit Lachen und Weinen und allen Nuancen dazwischen. Frauen gehen auch gerne miteinander auf die Toilette, und wie mir erzählt wurde, haben sie keine Scheu, sich selbst über intimste Details auszutauschen.
Männer empfinden gemeinsames Wasserlassen mit Sicherheit nicht als soziales Event, sondern erleichtern die Blase schweigend. Und worüber reden sie so, vor oder nach dem Toilettengang? Über Technik, Sport, Politik und Wissenschaft, alles Themen, die Frauen in der Regel zu Tode langweilen – es sei denn, es menschelt dabei, mit Skandalen, Trennungen etc. Ihn interessiert der (er-) lebende Mensch hinter dem Sportler oder Politiker nicht die Bohne, sondern nur dessen Leistung oder Gehalt.
Auch die Wohnungen männlicher oder weiblicher Singles zeigen typische Unterschiede. Bei ihm ist alles eher nüchtern und strukturiert, und statt Pflanzen gibt es Technik. Bei ihr ist es lebendig bunt, mit Stoffen und Deckchen, Blumen, Muscheln und zahllosen kleinen Accessoires, an denen ihr Herz hängt. Es ist zwar sauber und ordentlich, aber nicht wie bei ihm mit dem Lineal geordnet. Eher so, wie ja auch weibliche Formen sind, weich, rund und fließend, im Gegensatz zur eher kantig-knochigen Gestalt des Mannes.
Auch wenn uns die Vertreter der Genderideologie das Gegenteil einreden wollen: diese Unterschiede sind derart typisch, dass sie nicht anerzogen sein können. Man kann jemandem vielleicht bestimmte Auffassungen vermitteln, aber niemals eine Art zu denken oder zu fühlen. Man muss nur beobachten, wie jemand beim Anblick eines Babies im Kinderwagen reagiert, um männlich/weiblich klar zu unterscheiden.
Sie: ach wie süüüß der kleine Fratz!
Er: was ist „es“ denn?
Licht und Schattenseiten
Noch leichter und präziser wird die Unterscheidung, wenn wir – ganz ähnlich wie bei den Temperamenten – die Überzeichnung dieses Typischen hinzunehmen. Die wunderbare Anteilnahme von Frauen schlägt leicht in weinerliche Gefühlsduseligkeit um. Weil sie fühlen, wie es anderen geht, haben sie den Impuls zu helfen. Leicht wird daraus ein Helfersyndrom, das man bei Männern kaum antrifft. Diese halten sich nicht mit einfühlender Anteilnahme auf, sondern sind sofort bei der Problemlösung.
Ganz typisch für Männer ist auch eine schwach ausgeprägte Wertschätzung für Leben und alles Lebendige; sie säubern sich (auch nicht immer), widmen aber nicht Stunden der Pflege ihres Körpers in bürstender, cremender und verschönernder Hingabe. Männer tun wenig für ihre Gesundheit, und gehen erst dann zum Arzt, wenn das Bein halb abgefault ist. Noch vieles mehr ließe sich anführen, doch das Prinzip dürfte deutlich sein, um den Blick für männlich/weiblich zu schärfen. Hier die typischen Stärken und Schwächen in der Gegenüberstellung.
Frauen
Begabung | Schwäche |
Gefühlvoll | Gefühlsduselig |
Anteilnehmend | Fehlende Abgrenzung |
Sensibel | Überempfindlich |
Blühende Phantasie | Hört das Gras wachsen |
Ideenreichtum | Kommt schwer in die Tat |
Standpunkte verbinden | Unverbindlichkeit |
Innerlich beweglich | Innere Haltlosigkeit |
Männer
Begabung | Schwäche |
Strukturiert | Penibel |
Kann sich abgrenzen | Mauert sich ein |
Analytisch | Engstirnig |
Entscheidungsfreudig | Mangel an Optionen |
Gedankenklar | Lebensfremd |
Diszipliniert | Überstreng |
Liebt Regeln | Hang zur Bürokratie |
Gesetze geben | Diktieren als Diktator |
Woher die Unterschiede?
Ich persönlich finde diese allzu klassischen Unterschiede trotz aller Mischformen immer wieder bestätigt – vor allem als Streitursache. Urplötzlich ist Schluss mit Lustig, und man wirft dem anderen vor, wie er nur so sein oder das so sehen kann. Jeder empfindet seinen Blickwinkel als den Richtigen. An dieser Stelle bleiben wir heute meist stehen, im Vorwurf oder im zähneknirschenden Tolerieren der befremdenden Andersartigkeit. Da bleibt nur, ab und zu bei den Kameraden oder Freundinnen Dampf abzulassen über „die“ Kerle und die „Zicken“.
Was hat sich der liebe Gott nur dabei gedacht?
Eine gute Frage, die ich mir oft gestellt habe. Irgenwann fand ich die Antwort, wahrscheinlich weil mir folgendes klar war:
- Wir sind nicht unsere Körper, sondern bewohnen sie nur.
- Der Sinn der festen Rollen von einst war, Gemeinschaft zu organisieren. Freie Menschen müssen das selbst besorgen, denn ohne Regeln geht es nicht.
Nur welche das sein sollten war mir noch nicht ganz klar. Das wurde es, als ich über den sogenannten Teamgeist nachdachte, und warum man sich bei manchen Menschen so merkwürdig geborgen fühlt, und bei anderen, als ob Durchzug herrschte. Gibt es etwa eine Art unsichtbaren Raum, den wir erzeugen, eine Art Kraftfeld, in dem ein „spirit“ wohnt, ein guter oder schlechter Geist?
Werden Menschen deshalb zum Mob, weil eine Art Dämon ins Kraftfeld schlüpft? Was mich in meinem Gedankengang bestärkte, waren folgende Bilder:
Genau wie die Erde ist auch jeder Mensch von einem messbaren elektromagnetischen Feld umgeben. Nicht physisch messbar ist es auf der nächst höheren Ebene, wo jene Kräfte wirken, die in östlichen Lehren Chi oder Prana genannt werden. Ist der Organismus krank, fließt die Energie nicht, weil es Blockaden oder Ungleichgewichte gibt (Fülle / Leere). Dieses Feld verändert sich dann bis hin zum Zusammenbruch.
Ich fragte mich: könnte es auf der nächsthöhereren, der seelischen Ebene, ein ebensolches Feld geben?
Können wir deshalb Neid und Missgunst genauso real spüren wie Wohlwollen?
Der Seelenraum
Kein Zweifel, so ein Feld hat jeder um sich, als Ausdruck der seelischen Verfassung. Was aber passiert mit diesen Feldern, wenn Menschen zusammenkommen? Durchdringen sie sich nur irgendwie, oder…? Um es kurz zu machen: dann bildet sich ein gemeinsames, seelisches Feld, den ich Seelenraum nenne.
Dabei handelt es sich um ein lebendiges, lebendes Gebilde mit einem guten oder bösen Geist, dass wie eine Pflanze bestimmten Gesetzmäßigkeiten unterliegt.
Diese zu kennen und zu erfüllen, ist die Aufgabe in „freien“ Gruppen, also wo sich keiner mehr unterordnen und blind gehorchen will. Jeder muss sich da so mit seinen Kräften einbringen, dass der Seelenorganismus gesund ist. Ist das der Fall, dann bringt er gute, fruchtbare Ideen hervor; krankt er, dann erleben wir das als lastendes Schweigen oder Lähmung der Kreativität.
Ich weiß, wie ungewohnt bis verrückt sich das alles anhören mag, weil wir gewohnt sind, Beziehungen als „System“, als eine Art Maschine zu begreifen und glauben, unser Gehirn würde Gedanken „produzieren“. Unsere eigene Sprache erzählt da aber etwas ganz anderes, von Geistesblitzen etwa, keimenden Ideen die auf fruchtbaren Boden fallen etc.
Wichtig an diesem Seelenraum ist, dass wir genau wie bei einer Pflanze nur für die Rahmenbedingungen sorgen können, damit sich das Leben in ihr entfaltet und Frucht trägt. Dies zu tun, liegt (noch) nicht in unserer Macht. Wohl aber, ob ätzende Kommentare, Respektlosigkeit oder Intrigen Löcher in das feine Gewebe des gemeinsamen Seelenraumes reißen. Welches die Bedingungen sein könnten, ergab sich mir aus diesem Bild:
Wo es ein Feld gibt, muss es Polaritäten geben, und damit war ich dem Thema Mann und Frau auf der Spur! Wie polar sie sind, haben wir ja gesehen. Jetzt fehlte nur noch die Erkenntnis, warum ätzende Kommentare ätzend wirken:
Weil die Seelenstimmung des Sprechers im Wort als real wirkende Kraft mitschwingt. Das ist wie Salzsäure, nur eben seelisch.
Hier ist nicht der Raum, alles im Detail durchzugehen, deshalb sieh die Liste oben nochmal durch; versuch einfach, Dir die Ruhe, die jemand verströmt, oder den die Spannung lösenden Witz als reale Kraft vorzustellen.
Woher Glück kommt
Was uns selbst als Stimmung erscheint, aus der heraus wir dieses oder jenes tun oder auch nicht, hat tatsächlich immer objektive Wirkungen! Gesagt ist gesagt! Man kann ein Wort nicht zurücknehmen, es entfaltet seine schneidende oder eben tröstend-heilende-aufbauende Wirkung auf eine andere Seele und den Seelenraum. Indem wir uns typisch männlich oder weiblich verhalten, ist dies eben mehr als bloßes Verhalten.
Wir speisen damit Weltenkräfte in den gemeinsamen Seelenraum, und haben es somit in der Hand, wie gesund dieser ist.
Ich bin der Überzeugung, dass die von einer kreativen Gruppe gefundenen guten Lösungen nicht das Verdienst dessen sind, der sie formuliert. Er spricht nur etwas aus, für das alle den Boden bereitet haben! Oft hört man heute den Spruch, dass wir als Menschheit doch zusammengehören. Diese Platitüde möchte ich dahingehend präzisieren, dass wir einzelnen Menschen wie die Zellen und Organe in einem Organismus sind – ähnlich dem, den wir als Geister bewohnen und beseelen. Arbeiten die Glieder dieses Organismus nicht in rechter Weise zusammen, dann stirbt er.
Der unsere wird von weisheitsvollen Mächten gesteuert, doch der Menschheits-Organismus nicht mehr.
Gerade wir Nachfahren der Dichter und Denker sind fähig, uns aus der Identifikation mit unserem Körper oder den speziellen seelischen Eigenschaften zu lösen, und sie objektiv zu betrachten mit der Frage: was braucht ein Seelenraum, damit aus ihm sprießen kann, wonach wir alle suchen: Glück und Frieden!?
Wie müssen wir uns zueinander stellen, so dass aus vielen individuellen Stimmen ein Klang entsteht, ein schönes Lied im harmonischen Einklang?
Früher wurden wir dirigiert, doch weil wir jetzt im Zeitalter der Freiheit leben, müssen wir das selbst tun. Jetzt stehen wir vor unserer Meisterprüfung, ob wir in der Lage sind, Gegensätzliches in Harmonie zu bringen. Das Werkstück sind wir selbst, Du und ich, mit den in uns schlummernden Kräften. Was geschieht, wenn der Vater die Mutter nicht mag? Dazu diese Bilder zum Abschluss.
Wir sehen hier, wie ein Magnetfeld im dreidimensionalen Raum aussieht. Es bildet die Form eines Donut oder abgeflachten Apfels. Dies nennt man einen Torus.
Entscheidend ist aber, dass dieser nicht einfach nur unbewegt im Raum steht. Vielmehr erhält er seine Gestalt durch fortwährendes Strömen zwischen Ausdehnung und Zusammenziehung, zwischen Werden und Vergehen, Aufbau und Abbau! Mit anderen Worten: er schwingt oder pulsiert.
Zwei Kräfte also sind in dieser Gestalt am Wirken; die eine mit einer zentripetalen oder nach innen gerichteten Bewegung, die andere nach außen gerichtet oder zentripetal. Es ist ein Spiel, ein Tanz zweier Kräfte um einen Mittelpunkt!
Doch was geschieht, wenn die Kräfte die Kooperation verweigern? Dann bricht das Gebilde, dieser Raum zusammen, nicht wahr? Dann wird die Mitte, in der Vater und Mutter sich schwingend begegnen, zum alles verschlingenden, schwarzen Loch.
Weiter zu meinem Beitrag über Soziale Dreigliederung, der Motive aus diesem Beitrag und Vorläufern aufgreift, und zu neuer Blüte bringt.