Das aufgewachte Schlafschaf
…oder warum man weder die rote noch die blaue Pille schlucken sollte
Bevor ich Euch das aufgewachte Schlafschaf vorstelle – auch Kriegerlamm genannt, ein heute selten gewordenes, scheues Wild – möchte ich einen Dank formulieren. Danke für Euer Interesse an meinen Beiträgen, liebe Leserinnen und Leser, auch wenn ich leider viel zu wenig erfahren darf, wen sie wozu inspiriert oder vielleicht geholfen haben.
Denn das ist das Anliegen der Wissensperlen, zu helfen und zu inspirieren, und damit das auch so bleibt, möchte ich möglicher Verwirrung bzgl. meiner Haltung vorbeugen. Was ist der rote Faden inmitten der Themenvielfalt und Fülle von Beiträgen?
Das Kreuz mit der Wahrheit
Bei einer Kommentarquote von unter 1 Prozent bin ich auf Spekulation angewiesen, doch ich spüre leise Irritation unter meiner Leserschaft.
Wieso schreibt der Thomas einerseits über so spannende Themen wie die mudflood und Tartaria (immerhin über 8.000 Aufrufe), andererseits aber über Beziehung, das Wesen von Flüssen oder Wirtschaft? Wie passt das alles zusammen? Einerseits wird das heiße Thema 9/11 behandelt, dann mit der „Corona sei Dank“-Serie die Lage aber (scheinbar) verharmlost. Auf welcher Seite steht der Thomas Christian Liebl denn nun?
Nun, ich stehe auf gar keiner Seite, sondern beleuchte sie nur auf der Suche nach einem immer vollständigeren Bild.
Die Wahrheit ist auf keiner Seite zu finden, sondern gerade in deren Zusammenschau – und das ist die vielleicht wichtigste Wissenperle überhaupt, die ich zu verschenken habe. Also die Frage, wie ICH mich zur Welt stellen möchte. Welche Geisteshaltung ich pflegen und wessen Geistes Kind ich sein möchte. Gerade in diesen (w)irren Coronazeiten könnte ich mir keine wichtigere Frage vorstellen, wo sich Ansichten und Meinungslager immer unversöhnlicher gegenüberstehen.
Wer meine Augenöffner-Serie gelesen hat, dem ist vielleicht meine Bemühung um einen neutralen Ton aufgefallen. Ich sage nicht, dass es so oder so ist, sondern stelle Fragen. Ich gehe eben nicht in die Anklage darüber, dass „wir belogen werden“, und ereifere mich auch nicht über „Unwissende“. Ich verwahre mich lediglich gegen Einmischung in eigenes Denken von welcher Seite auch immer, und überlasse es jedem selbst, seine Schlüsse zu seiner Zeit zu ziehen.
Im Denken beweglich bleiben
Es mag so scheinen, als stellte ich mich auf die Seite der Aufgeklärten oder Aufgewachten, doch in der Einleitung zur Augenöffnerserie schrieb ich:
„Diese Artikelserie ist all den mutigen Menschen gewidmet, denen die Wahrheit wichtiger ist als ihr schlechter Ruf als Verschwörungstheoretiker.“
Mir geht es nur um den Mut, sich an Fragen heranzuwagen und etwas in Frage zu stellen. Doch ganz bewusst behaupte ich nirgends, im Besitz der Wahrheit zu sein. Denn die Wahrheit ist, wie Nietzsche sagte, ein zweischneidiges Schwert. Sie ist eben nichts eindeutiges, das man klar und absolut greifen kann, sondern mindestens zweideutig. Zwei – wie in Zweifel.
Leicht kann man hinpfählen und als Dogma setzen, „so ist das und nicht anders“; etwa was die „Wahrheit“ über die Kriegsschuld anbelangt.
Ist Deutschland am zweiten Weltkrieg schuld? Oder war das ein Komplott der Alliierten? Sind sie schuld?
Mit solcher „entweder-oder“-Fragestellung werden wir nie ans Ziel gelangen. Das ist – nebenbei gesagt – eine typisch männliche Herangehensweise, etwas so eindeutig, klipp und klar haben zu wollen. Doch ohne die Fähigkeit des Zweifelns, also einen Standpunkt auch wieder relativieren und in Frage stellen zu können, werden wir nie zur Wahrheit finden. Deshalb sprechen wir wohl auch von Wahrheits-Findung, was eine Tätigkeit und Prozess impliziert.
Die männlich-analytische Herangehensweise brauchen wir zur Formulierung eines Standpunktes, doch zur Einbeziehung weiterer Gesichtspunkte ist dann die weibliche Art vonnöten, die mit dem „sowohl als auch“-Prinzip arbeitet, sprich mit und in den Möglichkeiten lebt. Beide Prinzipien wurden in „Wege aus der Krise“ geschildert, und zwar hier.
Rot oder blau? Eine teuflische Frage!
Kommen wir mit diesem Hintergrund zum aufgewachten Schlafschaf. Aus eigener Erfahrung ist jedem klar, dass auf das Wachsein der Schlaf folgen muss, der wiederum aber auch nicht zu lange dauern darf, weil er dann nicht mehr erfrischt. Der rhythmische Wechsel zwischen Wachen und Schlafen gehört zum Leben, das ist einfach Fakt.
Doch jetzt stell Dir vor, jemand forderte Dich auf, Dich für einen der beiden Zustände zu entscheiden!
Na klar wäre das völlig absurd, weil wir ja wissen, wie das Leben spielt im Schwingen von Polaritäten. Warum fällt die Erkenntnis dann aber so schwer, dass es sich bei dieser roten oder blauen Pille, zwischen denen Neo in „Matrix“ wählen soll, um die gleiche Absurdität handelt?
Will er weiter schlafen oder für immer wach sein, das ist ja die Wahl! Und was beschert ihm dieses Wachsein? Einen fortwährenden Alptraum, zu dem ja auch das Leben nach schon wenigen Tagen Schlafentzug wird.
Das ist eine Folter, die Menschen mühelos in den Wahnsinn treibt. Man wird nicht einfach immer müder, wie vielleicht anzunehmen wäre, sondern im Gegenteil immer aufgekratzter, nervöser und agitierter – bis hin zum Zusammenbruch aller Lebenssicherheit.
Exakt, was man an vielen Menschen wahrnehmen kann, die als „Aufgewachte“ zu lange in den Abgrund blicken.
Denn Abgründe sind es ja, in die „man“ uns da blicken lässt mit Themen wie 9/11, möglicher Geschichtsfälschung, Satanismus der Eliten, irren Plänen zur Reduktion der Weltbevölkerung uvm. Über allem „Verstehen“ kann man leicht den Verstand verlieren (ähnlich klingende Begriffe, jedoch mit völlig unterschiedlicher Bedeutung).
Vom Wachsein zum Wahnsinn
Man kann die blaue Aufwachpille mal probieren, aber keinesfalls schlucken, das ist meine Botschaft, die auch in „Clockwork Orange“ zwischen den Zeilen mitschwingt.
Da wird jemand im Rahmen eines Experimentes gezwungen, sich auf der Leinwand alle nur erdenklichen Brutalitäten und Monstrositäten anzusehen. Was ist die Folge? Sein Glaube an das Gute wird zerstört und er selbst zum Monster. Und auch diese Neigung ist bei vielen „Aufgewachten“ deutlich wahrzunehmen, die immer aggressiver werden, je länger sie in den Abgrund starren – und je öfter sie Ablehnung von den „Schlafenden“ erfahren.
Diese ganze Aufklärung und Flutung mit Horrorbildern ist für mich ein Psyop, ein fieses Sozialexperiment wie in Clockwork Orange. Und deshalb ist dringend nötig, immer auch mal zum schlafenden Lämmlein zu werden, das nicht dumm ist, sondern unschuldig-vertrauensselig.
Die klassische Reaktion der „Schlafschafe“ ist ja die arglose Gegenfrage: „warum sollten die das tun?“ Natürlich kann man das auch als Naivität werten, doch hat mir diese häufig gehörte Frage zur Selbstüberprüfung verholfen. Warum bestehe ich denn eigentlich so darauf, dass meine „Wahrheiten“ zur Kenntnis genommen oder gar bejaht werden? Was ist mir so wichtig, anderen dafür den Seelenfrieden zu rauben?
Von Schafsköpfen und Obercheckern
Und da habe ich begriffen, was der Sinn der Psyop ist, was sie bewirkt. Sie weckt nämlich den Besserwisser in einem, der seine „Meinung“ anderen aufzwingen will. Sie macht einen im höchsten Grade antisozial, bis dahin, dass man anderen an die Gurgel gehen möchte für ihre Verweigerung des Gehörs.
Eigentlich, so stellte ich an mir selbst fest, wollte ich als toller Hecht und Mister Oberchecker dafür beklatscht werden, alles so grandios „durchschaut“ zu haben.
Dabei hatte ich nichts durchschaut, sondern war nicht selten selbst das dumme Schaf, das nur „Enthüllungen“ wiedergab, ohne deren Quelle zu hinterfragen. Man hatte mir einen leckeren (blauen) Köder hingeworfen, und ich Rindvieh hatte ihn einfach geschluckt. Darüber drohte ich nicht nur den Lebensmut und allen Glauben zu verlieren, sondern noch viel schlimmer: die Liebe zu meinen Mitmenschen.
Denn selbst wenn „die da oben“ tatsächlich Kinder zum Frühstück verspeisen, lohnt dafür die Entzweiung? Zumal meine Empörung an sich ja nichts ändert. Hier ein unschönes Beispiel für den Verlust an Glauben.
Der Wolf braucht das Lamm
Falls dies nun wie ein Plädoyer für die schlafende Seite wirkt, so täuscht der Eindruck. Wie gesagt ist zu viel Schlaf auch ungesund, oder eben völliges Ausblenden des Schlechten und Bösen. Glaube (an das Gute) ist wichtig, nur darf er halt nicht in schafsköpfige Gläubigkeit umschlagen.
Die Unschuldsvermutung anstellen zu können (warum sollten die das machen?) ist als Kraft unentbehrlich, weil sie hilft, evtl. vorschnelle Urteile zu revidieren und nach anderen Antworten auf Ungereimtheiten zu suchen.
Also nicht alles gleich und pauschal als Spinnerei abzutun, was der offiziellen Darstellung widerspricht, sondern verschiedenste Vermutungen anzustellen und auf Tauglichkeit zu prüfen.
Das unschuldige Lamm braucht den wachenden Wolf. Sie brauchen einander wie das schwangere Weib den Krieger, der die Hoffnung des in ihr werdenden neuen Lebens beschützt, das sie unter dem Herzen trägt. Auf dieses Herz, das liebende Herz kommt es an, und dieses darf im künstlich entfachten Kampf zwischen Lämmern und Wölfen nicht zerrieben werden. Stelle Dich auf keine Seite, lieber Mitmensch, sondern sei ein Kriegerlamm oder Wolfsschaf, das ist heute meine Botschaft mit der vielleicht wichtigsten Wissensperle überhaupt.
Denn das Kriegerlamm vermag zu tun, was heute gefordert ist: das Spiel zu durchschauen, das mit uns getrieben wird. Mit vereinten Kräften können Wolf und Schaf sich Visionen einer Zukunft bilden, auf die wir dann hoffen können. Das Leben ist ein Spiel, ein großes und kompliziertes kosmisches Drama, wie auch hier schon aus anderen Blickwinkeln beleuchtet wurde. Nichts ist einfach und oftmals das Gegenteil dessen, als was es erscheint.
Das Gute wächst aus dem Bösen
Durch Rudolf Steiner können wir wissen, dass Mephisto wahr gesprochen hat, als er sich selbst als Teil jener Kraft bezeichnete, „die stets das Böse will, doch stets das Gute schafft“. Aus jenem Bösen, auf das die Aufklärer wie gebannt voll Ablehnung starren, nur aus ihm kann und wird das Gute wachsen. Darüber spricht Rudolf Steiner wie folgt:
…werden wir allmählich fühlen, mächtiger als je zuvor, das Gute in uns selbst und auch das Böse in uns selbst. Das Gute in uns wird sich uns so offenbaren, dass wir es wie wachsend empfinden, wachsend in eine ferne Zukunft hinein, wo es Frucht tragen wird; und wir empfinden, wie das Böse, was noch in uns ist, was wir uns auch in Ideen klar vor den Geist stellen können, Nahrung werden muss für das wachsende Gute.
Wir fühlen, wie das Böse etwas Absterbendes ist, während das Gute gerade etwas Wachsendes ist, jedoch wir empfinden auch, dass das kräftige Wachstum des Guten abhängt von der Nahrung, die es erhalten kann durch das absterbende Böse. Beides müssen wir gleichzeitig in uns fühlen können, das Gute und das Böse, und zu gleicher Zeit wissen, dass das Böse, was wir uns der Idee nach vorstellen können, niemals zur Handlung werden darf; dass wir wissen, aber nie tun sollen.
(GA 266c)
Oder mit meinen Worten: der Krieger soll Wache halten, und Unrecht wie nahendes Unheil scharf ins wache Auge fassen. Es ist seine Aufgabe, sich dem Bösen zu stellen, und zur Kenntnis zu nehmen, zu was es fähig ist.
Dichtend-denkende Kriegerlämmer
Aber der Krieger in uns darf darüber nicht den Verstand verlieren und selbst zur Bestie werden – zum reißenden Wolf, der sich dann auf die zu bewachende eigene Herde stürzt.
Stattdessen sollte er den Rat des Lammes suchen, was aus all dem werden kann. Also was es braucht, damit das Böse erlöst wird.
Was liegt denn z.B. als Antwort im Bild von Leuten, die das Blut von Kindern trinken? Na klar: das eigene (Herz-) Blut für unsere Kinder zu geben, indem wir für die Abschaffung dieses unseligen Staatsschulsystems mit seinem Notenterror und jetzt Maskenzwang kämpfen.
In der Hoffnung darauf, dass sich unsere Kinder einmal nicht mehr für Lappalien an die Gurgel gehen werden, und für etwas Ruhm ihre Seele dem Teufel verkaufen. Denn dazu sind wir ja alle nur zu leicht bereit, nicht wahr, und sei es nur als Jagende im Schnäppchenrausch nach von Kinderhänden produzierter Billigware.
Fazit: wer hier Stellungnahme sucht, oder nach Material, das zur Ereiferung im pro oder contra ermuntert, der sucht vergebens. Mein Streben gilt der Bildung großer Geister, die sich selbst ihr Bild formen. Doch dazu braucht es eine Fülle an Wissen aus vielen Bereichen, sowie verschiedenste Betrachtungsweisen. Beides ist hier zu finden, und so klären sich hoffentlich von manchem empfundene Widersprüche.
Werdet dichtend-denkende Kriegerlämmer!
(Zur Vertiefung gerne nochmal Aufwachen für Fortgeschrittene lesen)